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Fahrradtour Andalusien
24.06.2001 - 01.07.2001
Malaga, Almogia, Villanueva de la Concepción
Am frühen Sonntagmorgen stehe ich in einer Schlange von Leuten, die ebenfalls von Düsseldorf nach Malaga fliegen möchten. Mit dabei ist Erik, den ich über das Internet für diese kurze Fahrradtour interessieren konnte.
In Malaga angekommen machen wir uns bei sonnigem Wetter auf in das Hinterland der Costa del Sol. In Alhaurín de la Torre erholen wir uns erstmal von der Anreise und dem stressigen Stück Autobahn südlich des Flughafens. Wir justieren noch die hintere Schaltung an Erik’s Rad und dann geht’s bei mittlerweile heißen Temperaturen zum Tagesziel Estación de Cártama.
Wir suchen uns ein Zimmer und gehen dann zum Abendessen in ein Restaurant. Ich beobachte das gemütliche Treiben auf der Straße, lausche den für mich unverständlichen spanischen Gesprächen an den anderen Tischen und genieße dabei das Essen. Irgendwie kommt mir das doch alles etwas seltsam vor, nach einem so kurzen Flug plötzlich in einer ganz anderen Welt zu sein. Aber es ist schön!
Im Zimmer ist es heiß, auch bei geöffneter Balkontür ist es kaum zu ertragen. Es weht kein Luftzug, schwitzend liege ich auf dem Bett und versuche zu schlafen. Draußen machen einige Leute mit ihren Mofas viel Lärm, aber deshalb die Türe schließen? Nein! Es vergehen Stunden, in denen ich nicht einschlafen kann, stattdessen wälze ich mich hin und her und trinke nebenbei noch viel: Am nächsten Morgen wird eine 1.5l Flasche geleert sein. Ich denke an die Berge, die morgen von uns erklommen werden müssen, wegen der Hitze am Besten noch am Vormittag. Aber wie soll das gehen, wenn ich heute nicht schlafen kann? Als dann um 24 Uhr die Müllabfuhr durch die engen Gassen fährt und die Mülltonnen leert, beginne ich, Spanien etwas zu hassen! In den frühen Morgenstunden schlafe ich dann wohl aus Erschöpfung doch noch ein.
Wir radeln nach Campanillas und frühstücken dort. Leider entspricht das Frühstück nicht meinen Erwartungen, denn einige Scheiben Toastbrot werden nicht genug Energie für den Vormittag liefern. So warten wir noch über eine Stunde, bis ein kleiner Supermarkt öffnet, um uns mit einigen energiereichen Lebensmitteln zu versorgen. Danach radeln wir weiter und gelangen erstmal in die Vororte Malagas. In dichtem Verkehr müssen wir unseren Fahrstreifen gegen die anderen Mitstreiter behaupten. Wir verfahren uns einige Male, da wir uns mit den Einheimischen nicht verständigen können und Richtungshinweise manchmal mißverstehen.
Über Colonia de Santa Ines gelangen wir schließlich nach Puerto de la Torre, wo Erik an einem Fahrradladen hält, um seine Schaltung einstellen zu lassen. Dabei bemerkt der Mechaniker, daß in der Nabe des Hinterrades etwas gebrochen ist, denn das Hinterrad läßt sich ohne Mühe jeweils 2 cm nach links und rechts bewegen. Als Erik mir dann sagt, daß dieser Zustand schon länger besteht, bin ich fassungslos und wütend, schließlich habe ich ihn vorher mehrfach gefragt, ob sein Fahrrad für eine solche Tour fit sei. Für mich ist es absolut unverständlich auf eine Gepäcktour zu gehen, wenn man schon weiß, daß eine Komponente am Fahrzeug gebrochen ist. So ein Verhalten kann nicht nur die Tour selber gefährden (es gibt nicht in jedem Bergdorf einen Fahrradladen), sondern auch lebensgefährlich werden, wenn sich beispielsweise bei schneller Abfahrt einige der durch das Gepäck extrem stark belasteten Teile verabschieden. Da mir der Sinn jetzt nicht mehr nach Rücksichtsnahme steht, bestehe ich nach einer kurzen Mittagspause mit kleinem Imbiß darauf, noch am Nachmittag die anstehende Bergfahrt anzugehen. Wir verlassen Puerto de la Torre, die trockene Landschaft mit den Olivenbäumen als grüne Farbtupfer ist schön anzuschauen, die Gegend absolut ruhig. Das Thermometer zeigt 38°C, als wir uns die ersten Kehren hinaufarbeiten. Ich finde schnell einen guten Rhythmus und genieße die Natur.
| In Almogía gönnen wir uns eine Erfrischung, bevor wir die letzten 17km angehen.
Es wird anstrengend und als ich in Villanueva de la Concepción ankomme, bin ich doch recht erschöpft. Wir finden keine Unterkunft, aber als ich eine Schule entdecke ist man sehr hilfsbereit, uns in Absprache mit der örtlichen Polizei eine Übernachtung auf dem Schulhof zu ermöglichen. Wir schlafen unter freiem Himmel, während der ganzen Nacht ertönt Hundegebell aus der Ferne.
http://www.koczet.de Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf Kontakt: travelpix1@koczet.de
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