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TARGET e.V.

Fjordland N.P., Milford Track, Sutherland Falls

Der zweite Tag war der schönste Tag der Wanderung. Er führte bei Sonnenschein über 18km zur Mintaro Hut (600m). Das Tal wurde enger und von den steilen Bergwänden flossen Bäche talwärts.

Clinton River (Milford Track, 1.Tag) Eine Aussicht zum Genießen Auf dem Milford Track (2.Tag)
Auf dem Milford Track 'Lawinenopfer' auf dem Milford Track (2.Tag)

Zum erstenmal sahen wir den McKinnon Paß, der am nächsten Tag auf uns wartete.

Erster Ausblick auf den McKinnon Paß

Am Hidden Lake und seinem Wasserfall vorbei gelangten wir zu einer Stelle, wo kahle Bäume standen, die das Opfer von Druckwellen herabstürzender Schneelawinen geworden waren. Die letzten Kilometer zur Hütte sind anstrengender, da es über felsige Wege bergauf geht.

Tip: Am Hirere Shelter machen viele Wanderer eine Pause. Das wissen auch die neugierigen Keas (neuseeländische Bergpapageien) und warten nur darauf, etwas leckeres finden zu können. Die Tiere dort haben es sich angeeignet, Rucksäcke zu öffnen. Ganze Plastiktüten mit Eßbarem sollen schon "verschleppt" worden sein. Da ich das irgendwie nicht glauben konnte , versuchte ich mein Glück: Nach wenigen Minuten kamen zwei Keas angeflogen und ich entfernte mich 2m von meinem Rucksack. Dadurch ermutigt flog einer der Vögel auf den Rucksack, blickte noch einmal um sich, griff dann mit seinem kräftigen Schnabel gezielt den Zipper meines Reißverschlusses und öffnete das oberste Fach meines Rucksacks. Dies reichte mir als Beweis und ich verscheuchte den Kea, denn Sekunden später hätte er mit Sicherheit eine Tüte mit Erdnüssen oder Müsliriegeln im Schnabel gehabt. Also: Gepäck immer beaufsichtigen oder einschließen (einige Keas können auch unverschlossene Türen öffnen).

Vorsicht Kea!

Der dritte Tag gilt als der anstrengendste Tag der Wanderung. Es sind zwar nur 14km zu bewältigen, aber diese beinhalten den McKinnon Paß (1073). Die höchste Stelle liegt 1154m hoch und der Endpunkt, die Dumpling Hut bei ca. 250m.

Morgens regnete es, durch dichten Regenwald gingen wir 15min bis zum Beginn des Paßanstiegs. Der Anstieg besteht ausschließlich aus Serpentinen. Es ging aber leichter und schneller, als ich es mir vorher vorgestellt hatte. Nach ca. 2/3 des Anstiegs wurde es dann aber doch schwierig: Der Regen ging in Schnee über, der Wind wurde stärker.

Aufstieg zum McKinnon Paß

Es war plötzlich richtig kalt, der manchmal steile, felsige Untergrund war jetzt rutschig. Ich hatte mich morgens schon warm angezogen, da ich mit Kälte gerechnet hatte. Allerdings bekam ich Probleme beim Gehen, da ich nur in Sportschuhen unterwegs war.
Wanderschuhe wären jetzt aber nötig gewesen, um wärmere Füße und rutschfestere Sohlen zu haben. Meine Fahrradhandschuhe waren auch nicht ausreichend warm und wegen des Schnees konnte ich durch meine Brille kaum noch etwas sehen. Auf dem Paß dann nur noch Wind, Wolken, Schnee und nur wenige Meter Sicht.

Auf dem McKinnon Paß

Nichts war es mit der fantastischen Aussicht ins Clinton- und Arthur-Valley, einem der Höhepunkte der Wanderung auf dem Milford Track. Stattdessen: Aufwärmen in der Schutzhütte, etwas essen, die Brille gegen Kontaktlinsen getauscht und wieder hinaus in die jetzt bedrohliche Natur. Auf rutschigen, felsigen Wegen mit einigen Zentimetern Neuschnee kämpften wir uns, manchmal auf dem Hintern rutschend, weil kein Halt zu bekommen war, Meter für Meter, meistens nahe am Abhang, nach unten. Einige stürzten, auch ich rutschte mehrfach aus und landete mit dem Rucksack als Puffer auf dem harten Untergrund. An vielen Stellen konnte man sich nur halten, indem man sich mit einer Hand an der Böschung festhielt.

Verschneites Fjordland

Nach einer fast endlos erscheinenden Zeit, kamen wir dann wieder unter die Schneegrenze. Geschafft!
Jetzt war ich froh, daß es dann nur noch in Strömen regnete. Der weitere Weg führte dann an unzähligen Wasserfällen vorbei, deren Wassermassen von den umgebenden steilen Bergwänden herunterschossen.

Wasser gibt's im Fjordland mehr als genug

Der Weg war an einigen Stellen nicht mehr als solcher zu erkennen: Er hatte sich in kleine Bäche verwandelt. Viele Bäche kreuzten auch den Weg, und wir waren damit beschäftigt, uns von Stein zu Stein zu balancieren. Einmal paßte ich nicht auf, trat neben einen Stein und stand plötzlich knietief im Wasser. Aber das war egal, weil sowieso alles naß war. An diesem Tag hätten nur kniehohe Gummistiefel trockene Füße garantieren können. Von der Quinton Hut (Hütte für Guided Walker, hier kann man sein Gepäck einschliessen) führt ein 45 minütiger Abstecher zu den Sutherland Falls. Der Weg dorthin war recht einfach und es war schon ein beeindruckendes Gefühl, plötzlich die Falls zu sehen und schon ein leises Donnern der Wassermassen zu hören.

Die 580m hohen Sutherland Falls

Dann noch eine ca. 40m lange und 25cm tiefe Pfütze durchwatet, einige hundert Meter durchnäßten Waldweg gegangen, danach einen reißenden Bach direkt vor den Fällen durchquert und, die Arme schützend vors Gesicht haltend, im teilweise knietiefen Wasser hinter den Wasserfall begeben. Wahnsinn! Noch nie hatte ich einen Wasserfall aus nächster Nähe erlebt: Der Lärm war so stark, das man sich nur gegenseitig anschreien konnte und doch kaum etwas verstand. Die Wassermassen, die über 3 Stufen 580m tief fallen, prallen auf den Grund und spritzen mit einem derart starken Druck zur Seite, daß sofort die gesamte Kleidung, mit Ausnahme von Regenjacken usw., mit Wasser durchdrungen wurde.

Nahe an den Sutherland Falls

Nach diesem kleinen Abenteuer waren die letzten Kilometer bis zur Dumpling Hut schnell zurückgelegt. Dort gibt es in der Küche einen kleinen Holzofen und darüber ein Metallgitter, um nasse Ausrüstung aufzuhängen. An diesem Abend hingen an diesem Gitter viele Kleidungsstücke, einige Kameras mit beschlagenen Linsen und ein Schlafsack, davor türmten sich 42 durchnäßte Paar Schuhe und deren Besitzer saßen auch nicht weit entfernt, irgendetwas warmes eßend oder trinkend.

Tip: Der Hut Warden in der Clinton Hut gab uns den Ratschlag, bei gutem Wetter nach Erreichen der Mintaro Hut ohne Gepäck auf den McKinnon Paß zu gehen, um die dortige Aussicht zu genießen, da man nie weiß, wie das Wetter am nächsten Tag sein wird. Nachdem ich im Fernsehen einen Bericht u.a. mit Bildern von diesem Paß gesehen habe kann ich nur empfehlen, bei gutem Wetter ohne Gepäck auf den Paß zu gehen. Es lohnt sich! Die Tatsache, daß ich es nicht getan habe, war ein großer Fehler, er wäre aber mit ein Grund, den Milford Track irgendwann noch einmal zu wandern.



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http://www.koczet.de

Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf

Kontakt: travelpix1@koczet.de



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