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Queen Charlotte Drive, Picton, Christchurch
Am nächsten Tag war wegen des ersten Weihnachstages leider keine Kajaktour möglich. So verbrachte ich den sehr heißen Tag mit Nebensächlichkeiten wie Wäsche waschen, viel Essen und Schlafen und säuberte meinen Benzinkocher, dem ich zwischenzeitlich mal mit einer überkochenden Käsesoße schwer zugesetzt hatte. Nachmittags trudelte glücklicherweise ein neuseeländischer Radfahrer ein, der den Rückweg nach Christchurch von einer Hochzeitsfeier auf der Nordinsel mit dem Fahrrad angetreten hatte. Wir unterhielten uns stundenlang über die verschiedensten Dinge. Einige Jahre zuvor war er auch schonmal in Deutschland und anderen europäischen Staaten unterwegs gewesen und interessierte sich dementsprechend für die aktuelle Situation dort.
Abends dann beobachteten wir eine sechsköpfige dänische Familie, die trotz der unpassenden Umgebung ihr traditionelles Weihnachten feierten: Ich hatte mich schon den ganzen Tag gewundert, warum der Kühlschrank in der Küche des Campingplatzes heute so überfüllt war, aber als ich abends das umfangreiche Menü sah, wurde einges klar. Es gab mehrere Gänge mit kalten und warmen Speisen, angefangen von einem ganzen Sack Muscheln, über karamellisierte Kartoffeln bis zu Sahnetorten, Obstsalat und so fort. Dabei waren alle in Abendgarderobe gehüllt, ein harter Kontrast zu der sonst auf Campingplätzen üblichen T-Shirt- und Badelatschenmode.
Am nächsten Vormittag kam etwas Wehmut auf: Es stand die letzte Fahrradetappe auf dem Programm und dazu noch eine ganz besondere: Der Queen Charlotte Drive führt auf 35km Länge von Havelock nach Picton und gibt dabei von seiner engen und kurvigen Straße immer wieder schöne Aussichten über die Buchten, Strände und bewaldeten Hänge der Marlborough Sounds frei. Ich nahm mir sehr viel Zeit und fuhr gemütlich, um diese letzte "Portion" Neuseeland möglichst lange zu genießen. Das Wetter war selbstverständlich wieder prächtig und nach einem kurzen Anstieg bekam ich den Mahau Sound zu sehen.
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 | Danach ging's einige langweilige Kilometer lang durchs Landesinnere bis zum Erreichen des Queen Charlotte Sounds, an dessen Küste man bis Picton entlang fährt. Dabei führte die Straße ständig bergauf oder -ab, eng und kurvig durch dichten Küstenwald. Die Aussichten wechselten fortlaufend und verführten zu vielen Pausen und Fotostops.
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 | Auf diese Weise war ich insgesamt 3 Stunden unterwegs, bis ich in Picton eintraf. Auf der Strecke traf ich noch ein Paar aus Belgien, die schon ein halbes Jahr per Rad in Australien und auf der Nordinsel reisten und nun noch ein Jahr Zeit für die Südinsel, Hawaii und Mexiko hatten. Klasse! Aber sowas wollte ich ausgerechnet auf meiner Abschiedsetappe doch gar nicht hören.
Am Tag danach versuchte ich noch einmal einen Kajaktrip zu buchen, aber ich lief wieder auf die mir schon zur Genüge bekannten Probleme auf. Stattdessen buchte ich eine Busfahrt nach Christchurch für den Tag darauf. Den angebrochenen Tag versuchte ich irgendwie zu vergammeln und ich schaute mir Picton an: Im Hafen beobachtete ich das ständige Vorfahren von Wagen mit Bootsanhängern und das Einsetzen der Motorboote in das Hafenwasser und spazierte noch eine Weile am Ufer entlang.
 | Zurück in der Stadt genoß ich noch das köstliche, neuseeländische Speiseeis und laß eine Tageszeitung. Irgendwie langweilte ich mich enorm, weil nach Wochen des Vorwärtskommens und der Aktivitäten nun die Zeit nicht verging und ich keine Herausforderungen mehr vor mir hatte. Gerne wäre ich jetzt sofort nach hause aufgebrochen. Zum Glück gab es auf dem Campingplatz genügend Leute, mit denen man sich unterhalten konnte, so wurde zumindest der Abend ganz nett.
Die Busfahrt nach Christchurch führte über Blenheim und Kaikoura. Zumindest der direkt an der Küste entlang führende Abschnitt des Highway 1 ist sehenswert und wäre bestimmt auch mit dem Fahrrad gut zu fahren.
Wieder zurück in Christchurch erkundigte ich mich in der Touristeninfo nach einer Unterkunft und reservierte ein Bett im Foley Towers, einem netten Backpacker, in dem es nur Zimmer mit jeweils wenigen Betten gab. Im Hof befand sich eine kleine Wiese, daneben Tische und Bänke, sodaß man abends gemütlich draußen sitzen konnte.
Die nächsten beiden Tage nutzte ich, um mich noch etwas am Cathedral Square rumzutreiben, den Botanischen Garten zu besichtigen und mein Rad und das weitere Gepäck für den Flug zu verpacken. Von der Möglichkeit, schöne Kajaktouren von Akaroa auf der nahen Banks Peninsula zu starten, erfuhr ich leider zu spät und so saß ich am Abend des 30. Dezembers etwas nachdenklich im Shuttle Richtung Flughafen. Ich spürte, daß das, was ich da fast ein halbes Jahr lang geplant hatte und was ich in den letzten 45 Tagen erleben durfte, etwas ganz besonderes war. Und als ich nach über 40h (davon 24h Flugzeit) am 31.12.1998 um 22.10 Uhr wieder in meiner Düsseldorfer Wohnung war, stand für mich fest: "Einmal Neuseeland reicht nicht !"
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http://www.koczet.de Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf Kontakt: travelpix1@koczet.de
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Christchurch, Lake Tekapo |
Lake Pukaki, Mt. Cook N.P |
Oamaru, Moeraki Boulders |
Dunedin, Otago Peninsula |
Brighton, Taieri Mouth |
Nugget Point, Catlins |
Manapouri, Te Anau |
Fjordland N.P., Milford Track |
Milford Tr., Sutherland Falls |
Milford Track, Milford Sound |
L. Wakatipu, Queenstown |
Cardrona Range Road |
Mt. Aspiring N.P., Haast |
Fox Glacier, Lake Matheson |
Ross, Punakaiki |
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