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TARGET e.V.

Adelaide, Alice Springs, West Macdonnell N.P.

Am nächsten Morgen schlafe ich erstmal aus, kaufe gemütlich ein und frühstücke sehr lange (mmhh... viel Rührei mit Salat). Im Speisesaal treffe ich auch eine Niederländerin und einen Belgier wieder, denen ich schon in Port Campbell begegnet war. In dem YHA-Travel-Office möchte ich mich dann erkundigen, wie die Verbindungen nach Alice Springs und nach Kangaroo Island aussehen. Wegen des zur Zeit wechselhaften Wetters an der Küste möchte ich meine Reisepläne gerne ändern und zuerst ins Zentrum aufbrechen und das Ende der Reise wieder im Süden verbringen.

Um 12 Uhr erfahre ich, daß die günstigste Verbindung die mit dem ‚Gahn‘ ist. Eine 19-stündige Zugfahrt durchs Outback hört sich recht reizvoll an, dann ist es auch noch günstiger als mit dem Bus und nur unwesentlich länger. Da der Zug aber nur am Mon- und Donnerstag ab Adelaide losfährt, habe ich nur noch 3h Zeit für die Vorbereitung, denn 3 Tage in einer Großstadt wollte ich dann doch nicht verbringen. Ich verschenke einen Teil meiner am Morgen gekauften Lebensmittel wieder, packe meine Sachen und breche dann auf ins Red Centre.

The Ghan in Adelaide The Ghan in Adelaide

Ich habe genug Platz im Zug, kann 2 Sitze belegen und zeitweise sogar etwas schlafen. Es reisen viele Touristen, aber auch einheimische Aborigines mit. Gegen 19 Uhr erreichen wir Port Augusta, den einzigen Stop auf der Strecke. Danach verändert sich die Landschaft, es wird karger und sandiger, die Sonne geht langsam über der Wüste unter.

Abenddämmerung im Outback Abenddämmerung im Outback Sonnenuntergang im Outback

Nach Sonnenaufgang sehe ich zum erstenmal die beeindruckend rote Farbe des australischen Outbacks. Sie ist ein wunderbarer Kontrast zu den grünen Büschen und den seltenen Bäumen. Dazwischen plötzlich einige rote Riesenkänguruhs, die sich lieber etwas von unserem Stahlungetüm entfernen.

Ghan-Lokomotive in Alice Springs

In Alice Springs ist es heiß. Ich suche mir einen schattigen Platz auf dem Stuart Caravan Park und gehe dann mit meiner dortigen australischen Nachbarin Jane zum Einkauf. Wenn nichts unerwartetes mehr passiert, möchte ich morgen zu einer dreitägigen Wüstentour in die Umgebung aufbrechen und brauche entsprechenden Proviant.

Auf dem Campingplatz zeltet auch ein weiterer Radfahrer, irgendein australisches Original, das meistens mit einer Bierdose in der Hand unterwegs ist und beim Radeln lange Jeanshosen trägt, um vor Schlangenbissen geschützt zu sein. Seinem sehr australischen Slang kann ich mit Mühe entnehmen, daß er hier einige Zeit in Alice bleibt. Meine Strecke in die West Macdonnell Ranges kennt er auch und er empfiehlt mir viel Wasser mitzunehmen, meine Ausrüstung immer zu beaufsichtigen und die Schlangen in Ruhe zu lassen: „If you see snakes, don’t try‘ kill them. Let ‘m go and they will piss off!“. Nicht schlecht, besser könnte man das notwendige vorsichtige Verhalten im Outback nicht beschreiben...

Als ich um 9 Uhr aufbrechen möchte merke ich wegen der noch geschlossenen Campingplatz-Anmeldung, daß es erst 8 Uhr ist. Ich hatte ganz vergessen, daß im Northern Territory die Uhrzeit eine Stunde gegenüber dem Süden zurück ist.
Das Ziel für die nächsten 3 Tage steht fest: 320 Kilometer Wüste. Die Sonnencreme ist aufgetragen, der in Melbourne gekaufte Nacken- und Ohrenschutz über den Helm gezogen, knapp 9l Wasser und Essen für 3 Tage verstaut.

Campingplatz in Alice Springs: Start in die West Macdonnell Ranges

Wegweiser nahe Alice Springs Meine 'To-Do-Liste' für die nächsten Tage West Macdonnell Ranges

Die Sonne brennt schon stark als ich den Campingplatz verlasse und auf dem Larapinta Drive die Stadt verlasse. Das Fahrrad scheint auf der Straße zu kleben, das zusätzliche Gewicht von geschätzten 12kg macht das Beschleunigen des Rades ungewohnt schwer. Die Strecke ist aber weitgehend flach oder weist ein leichtes Gefälle auf. Ich bin sehr motiviert, freue mich auf eine spannende Landschaft und rase auf dem größten Kettenblatt auf dem vom roten Sand gesäumten Asphaltband dahin.

Simpsons Gap, den ersten Flußdurchbruch durch die Gebirgskette westlich von Alice Springs lasse ich erstmal aus, um möglichst zur Mittagszeit den schmalen Felseinschnitt der Standley Chasm zu erreichen. Dann erreicht die Sonne den Boden der schmalen Schlucht und die roten Felsen leuchten. Die Schlucht liegt 9.5km entfernt vom Larapinta Drive und ich erreiche sie nach insgesamt 49km schon gegen 10.20 Uhr. Viel früher als geplant und daß, obwohl ich auch noch einige Fotos und Trinkpausen gemacht habe.

Nachdem ich mir einige Schwarzfuß-Felsenkänguruhs angesehen habe (von einer Rangerin angelockt) gehe ich den kurzen Walk zur Schlucht, vorbei an roten Felsformationen und weißstämmigen Flußeukalypten. Die Schlucht selber besteht aus bis zu 80m hohen Wänden, die 6m bis 9m auseinander klaffen.

Black-footed Rock-wallaby (Schwarzfuß-Felsenkänguruh) Standley Chasm

Nach der Besichtigung kaufe ich mir etwas Kaltes zu trinken und esse zu Mittag. Dabei beobachte ich verschiedene andere Reisegruppen, die sich mit ihren Allradfahrzeugen zur Mittagspause auf dem Parkplatz treffen. Einige der Guides kochen für ihre Gäste auf gasbetriebenen Kochern, während andere es etwas ursprünglicher halten und die Gäste für die Erhitzung des Kaffeewassers erstmal Holz suchen lassen. Ich lege mich in den Schatten und versuche etwas zu schlafen, die zweite Etappe würde mit Sicherheit anstrengender werden.

Gegen 14.20 Uhr starte ich die letzten 60km bis zu meinem Übernachtungsplatz. Zurück am Larapinta Drive, biege ich nach 15km auf den Namatjira Drive, der bis zur Glen Helen Homestead asphaltiert ist, meinem geplanten Umkehrpunkt.

West Macdonnell Ranges

Die Landschaft wird etwas langweiliger, der Kraftverlust durch die Raserei am Vormittag langsam spürbar. Ich versuche einen vernünftigen Rhythmus von Fahrabschnitten und Pausen zu finden, um mich regelmäßig mit Wasser zu versorgen und dennoch vorwärtszukommen.

Der Tacho bestimmt nun, wann die nächste Pause ansteht. Mit dieser Disziplin versuche ich, die restliche Strecke in überschaubare Häppchen aufzuteilen. Mein Wasser ist mittlerweile unangenehm warm, die vorher ungetesteten Müsliriegel stellen sich als nicht sehr schmackhaft heraus. Ich habe keinen Appetit, bringe kaum etwas Essen in den Magen, obwohl dieser mir durch sein Knurren starken Hunger mitteilt.

Ich nehme mir vor, im nächsten Schatten eine längere Pause einzulegen. Doch es ergibt sich erstmal keine Gelegenheit, die wenigen Bäume sind zu weit weg, um ihren Schatten noch auf die Straße zu werfen und unter irgendwelche Büsche kriechen möchte ich wegen Schlangen und Skorpionen dann doch nicht. Nach einer ganzen Stunde finde ich dann einige Quadratmeter Schatten und mache erstmal eine Pause.

Lang ersehnt: Schatten

Doch mehr als einen Müsliriegel bekomme ich nicht herunter. Die letzten Kilometer werden schon zur Qual, jeder Anstieg tut jetzt weh. Die Sonne steht schon tief, als ich gegen 17.45 Uhr das Ellery Creek Big Hole erreiche, ein Wasserloch, das im Schatten steiler Schluchtwände liegt und von Flußeukalypten gesäumt wird. Der Anblick ist nach diesem Tag überwältigend: der rote Fels und die weißen Baumstämme spiegeln sich in dem klaren Wasser. Wasser - schon nach einem einzigen Tag ist dies plötzlich das Wichtigste für mich.

Ellery Creek Big Hole Sonnenuntergang am Ellery Creek Big Hole

Ich tausche sofort meine Schuhe gegen Trekkingsandalen, nehme Wasserfilter und Flaschen und renne ins Wasser. Angenehm kühl ist es und es schmeckt wirklich wiederbelebend. Ich filtere gleich das Wasser für den nächsten Vormittag mit, später dann, es ist mittlerweile schon dunkel geworden, koche ich mein Abendessen und esse zusammen mit einem Paar aus Österreich (haben in ihrem Camper eine gasbetriebene Laterne dabei). Danach bade ich mich im Wasserloch. Ein Australier schenkt mir noch eine 0.5l Plastikflasche gefüllt mit Eis! Sobald davon etwas aufgetaut und getrunken ist fülle ich die Flasche wieder mit Wasser auf. Das tut gut!

Ich baue jetzt kein Zelt mehr auf und lege mich auf ein 2 mal 2 Meter großes, überdachtes Holzpodest. Leider schlafe ich nicht sehr gut, da mich Mücken, das Heulen eines Dingos und andere unbekannte Geräusche immer wieder aufwachen lassen.
[Fotogalerie|in neuem Fenster]



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http://www.koczet.de

Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf

Kontakt: travelpix1@koczet.de



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