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TARGET e.V.

Kangaroo Island

Schon lange freue ich mich darauf, den Flinders Chase N.P. zu besuchen. Heute ist es endlich so weit. Nachdem ich am provisorischen Visitorcenter (ein großer Neubau soll im April 2002 eröffnen) die Parkgebühr bezahlt habe, fahre ich teilweise mit Untersetzung durch eine schöne Waldlandschaft den Bunker Hill hinauf. Im Unterholz höre ich etwas rascheln, ich finde einen Goanna, der aber leider Reißaus nimmt. Oben angekommen kann ich zwar noch nicht das Meer, aber den weiteren Verlauf der Straße durch dieses große Waldgebiet sehen. Es folgt eine Schußfahrt, bevor es wieder hoch geht.

Blick von Bunker Hill über Flinders Chase N.P. Straße zwischen Bunker Hill und Cape Du Couedic Straße zwischen Bunker Hill und Cape Du Couedic

Zuerst fahre ich zum windigen Cape Couedic, schaue mir den Leuchtturm an und entdecke dann einen Goanna, der mich nahe genug heranläßt, um ihn fotografieren zu können. Danach beobachte ich die Newzealand Fur Seals, wie sie sich auf den Felsen von der Futtersuche erholen. Admirals Arch, ein riesiger Kalksteinbogen mit Tropfsteinen bietet ebenfalls ein interessantes Motiv.

Am Cape Du Couedic Leuchturm am Cape Du Couedic Newzealand Fur Seals am Cape Du Couedic

Goanna (Waran) Cape Du Couedic Admirals Arch

Der Weg zu den Remarkable Rocks - fantastisch geformte Felsen, die auf einem riesigen, direkt am Meer liegenden Granitdom, ruhen - bietet eine rasante Abfahrt. Mit fast 70km/h sprenge ich eine Reisegruppe auseinander, die dort gerade die Straße überquert. Zum Glück gibt es dort keine Geschwindigkeitskontrollen, denn erlaubt waren nur 20km/h.

Schußfahrt zu den Remarkable Rocks

Kurz nach mir trifft auch diese Gruppe bei den Felsen ein und ich packe meine Kamera wieder weg, denn ich möchte die Felsen gerne ohne eine nicht ausgelastete Horde von Bustouristen, die teilweise die Felsen besteigen und allerlei Unsinn treiben, fotografieren. Nach 20min ist der Spuk zu Ende und ich habe die Felsen fast für mich alleine.

Remarkable Rocks Remarkable Rocks Remarkable Rocks

Sie sind teilweise von roten Flechten bewachsen, die einen starken Kontrast zum dunkelblauen Meer ergeben. Über 1 Stunde erlebe ich die Faszination dieser Felsen, dann picknicke ich noch, selbstverständlich mit Blick auf die Rocks und beobachte dabei auch einen ganz cleveren Mann, der mit einem gewaltigen Teleobjektiv aus 150m Entfernung eine Aufnahme macht und dann wieder zurückgeht. Es reicht ja, wenn seine Frau sich die Felsen aus der Nähe anschaut...

Remarkable Rocks Remarkable Rocks Remarkable Rocks

Voller schöner Eindrücke fahre ich zurück zum Visitor Center und genieße dabei jeden Meter. Dort angekommen laufe ich noch den Black Swamp Walk ab, doch statt der dort in einem See lebenden Schnabeltiere entdecke ich einen Echidna, ein Känguruh und Hühnergänse. Dann erlebe ich den ersten Regen auf der Insel und fahre zurück zum Zelt.

Echidna (Schnabeligel) Blüten im Flinders Chase N.P.

Kangaroo Island Känguruh Hühnergänse

So, der 24. Dezember beginnt. Womit? Natürlich mit Regen und heftigem Wind. Als der Regen aufhört und die Straßen wieder trocken sind, lasse ich mich von einem starken Rückenwind zurück zu den Kelly Hill Caves schieben. Die ca. 14km schaffe ich trotz kleinerer Hügel mit einem Schnitt von 29.8km/h! In der Höhle werden 4 ausgeleuchtete Räume während der 40-minütigen Führung gezeigt.

Kelly Hill Caves Kelly Hill Caves

[Fotogalerie|in neuem Fenster]

Als ich dann gegen 12:30 Uhr wieder am Campingplatz eintreffe traue ich meinen Augen kaum: Einer der eher nachtaktiven Koalas wechselt gerade den Baum und läuft entlang der Straße am Eingang zum Campingplatz vorbei. Als er sich durch mich verfolgt fühlt zeigt er mir wie schnell er sein kann, springt an den Baumstamm und klettert schnell in Sicherheit.

Tammarwallaby

Koala Koala Koala

Schmucke Telefonzelle auf dem Western Kangaroo Island Campingplatz Western Kangaroo Island Campingplatz

Beim Abendessen berichtet mir ein niederländisches Paar, daß sie ihren Allradwagen kaum einsetzen konnten, da wegen des häufigen Regens in den letzten Wochen viele Offroad-Straßen gesperrt waren. Es ist aber nur ein kleiner Trost für mich, daß auch die motorisiert Reisenden mit dem Wetter zu kämpfen haben. Nachts werde ich mehrfach wach, als ein Possum sich an meinem Zelt zu schaffen macht. Riechen meine Essensvorräte schon so stark? Ich verscheuche den ungebetenen Besuch, doch eine Stunde später raschelt es schon wieder am Zelt. Doch auch als ich mit der Taschenlampe in der einen und einem Stein in der anderen dem Possum hinterherlaufe habe ich keine wirkliche Chance. Ich erreiche aber immerhin, daß der Rest der Nacht ruhig verläuft.

Heute möchte ich mit Hilfe des aus Westen wehenden Windes die gesamte Insel durchqueren und die 100km nach Kingscote möglichst mühelos schaffen. Beim Aufpumpen der Reifen entdecke ich, daß eine Schweißnaht am Gepäckträger gerissen ist. Mit einer Schelle und einem Kabelbinder flicke ich die Stelle und fahre auf dem West End Highway nach Norden.

Auf der South Coast Road

Der Wind kommt von links, stellt aber kein Problem dar. Die Straßen habe ich wegen des Weihnachtstages fast für mich alleine, ich genieße den Ausblick auf die weiten Malleewälder. Ich treffe auf den Playford Highway, biege rechts ab und habe von nun an Rückenwind. Wieder sehe ich Goannas, die die Straße überqueren und zwei der seltenen schwarzen Kakadus. Die 60km bis Parndana lege ich in 2h 50min zurück. Der Ort ist wie ausgestorben, einsam sitze ich auf einer Bank vor einem Supermarkt und bediene mich von meinem Essensvorrat.

Einsame Mittagspause in Parndana

Nach 45min fahre ich weiter, etwas später sehe ich den Beginn einer langen 12%-Abfahrt. Ich will wegen des gebrochenen Gepäckträgers nicht zuviel riskieren und den Oberkörper nicht über den Lenker beugen um noch 5 bis 6km/h schneller zu werden. Ich bin auch so schnell unterwegs, sehr schnell sogar. Der Wind donnert in den Ohren, der Blick ist weit nach vorne auf die Straße gerichtet. Steil ist es, keine Kurven¸ eine trockene und unbeschädigte Asphaltdecke animieren mich nicht, die Bremsen zu benutzen. Dem Material muß ich sowieso vertrauen. Als ich wieder langsamer werde schaue ich auf den Tacho. Er hat als Höchstgeschwindigkeit 79.0km/h gespeichert. So schnell war ich bisher noch nie! Schade, hätte ich den Oberkörper doch etwas nach vorne gebeugt, hätte ich mehr als 80 ‚Sachen‘ geschafft.

Beginn meiner Rekordabfahrt (79.0 km/h)

Die letzten 35km nach Brownlow lege ich fast schon im Endspurt zurück. Nur 4h 15min Fahrtzeit für 100km, schneller war ich mit Gepäck auch noch nicht.

Wegen des wechselhaften Wetters beschließe ich, nicht nach Emu Bay an die Nordküste zu fahren. Stattdessen verbringe ich den Tag in Kingscote. Ich kaufe mir die erste australische Zeitung, lese von Waldbränden bei Sydney, allerlei Artikel über Terrorismus und bin ganz froh, über 6 Wochen lang nichts von alledem mitbekommen zu haben. Es lebt sich unbeschwerter, wenn man sich der alltäglichen Nachrichtenflut mal für einige Zeit verschließt und sich nur auf die direkte Umgebung konzentriert. Für mich war es in den letzten Wochen auch viel wichtiger zu wissen, wo ich das nächste Wasser finden werde, ob ich den nächsten Ort noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen kann und so weiter. Man bekommt den Kopf frei von der täglich auf einen zurollenden Informationsflut und mich interessieren dann weder irgendwelches politisches Gezänk noch internationale Auseinandersetzungen oder Terroranschläge. In meiner eigenen kleinen Welt zu leben und den üblichen Alltag komplett zu vergessen und einen ganz anderen Alltag zu schaffen ist der Schlüssel zu der Erholung, die ich auf einer solchen Reise erfahre.

Angler an der Jetty von Kingscote Angler an der Jetty von Kingscote Angler an der Jetty von Kingscote

Am Pier gehen einige Australier ihrem Lieblingshobby, dem Fischen, nach. Ich suche mir einige Fotomotive und vertreibe mir so die Zeit bis zur Pelikanfütterung. Ich möchte sie mir unbedingt noch einmal ansehen.

Möwe Kurz vor der Fütterung der Brillenpelikane Brillenpelikane bei Kingscote
Brillenpelikane bei Kingscote Brillenpelikane bei Kingscote Pelikan bei der Landung

Die letzte Etappe beginnt: Gleichgültig radel ich die Strecke nach Penneshaw ab, die Tour ist schon abgehakt, meine Neugierde befriedigt. Ich sehe noch einen toten Echidna, muß mich an einer 1.5km langen 11%-Steigung noch einmal richtig reinhängen. Bei der letzten Abfahrt versuche ich nochmal möglichst schnell zu werden, ich schaffe aber gerade mal 61.5km/h. Am Visitor Center treffe ich einen japanischen Radler, der allerlei HighTech-Zeug am Körper trägt, ob zum Pulsmessen, Telefonieren oder Radiohören weiß ich nicht. Er möchte die Insel in 3 Tagen abradeln und als er sich dann noch eine Zigarette ansteckt, kann ich ihn erst recht nicht mehr ernstnehmen.

In Penneshaw Campingsplatz in Penneshaw

Nach dem Essen verbrenne ich meine letzten Brennstoffvorräte, das macht bestimmt einen besseren Eindruck beim Check-In am Flughafen. Ich gehe zum Strand und genieße die letzten ruhigen Momente. Morgen wird alles zu Ende sein, in Adelaide werde ich keine Tiere und Pflanzen mehr sehen. Stundenlang schaue ich aufs Meer, lasse die letzten sechseinhalb spannenden und abwechslungsreichen Wochen noch einmal in meinem Gedächtnis an mir vorüberziehen. Obwohl ich mich oft einsam gefühlt habe bin ich doch froh, daß ich den Mut hatte, alleine zu starten. Die Tiere und Pflanzen die ich sonst nicht gesehen hätte, die Menschen, die ich nicht getroffen hätte, die Aufgaben, die ich mir nicht gestellt hätte und die ich nicht hätte bewältigen können, geben mir im nachhinein Recht.

Abendstimmung vor Penneshaw


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http://www.koczet.de

Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf

Kontakt: travelpix1@koczet.de



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West Macdonnell N.P. 

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Kangaroo Island 

Kangaroo Island 

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