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West Macdonnell N.P.
Pünktlich zum Sonnenaufgang wache ich auf. Wegen der anstehenden Hitze möchte ich möglichst früh los. Beim Beladen des Fahrrades bemerke ich zufällig die Ursache für die leisen Quietschgeräusche während des Vortages: Eine Halterungsschraube des Lowriders ist gebrochen. Ich tausche sie gegen eine neue aus und starte um 7:20 Uhr Richtung Westen, nachdem ich das Rad über die 2km lange Zufahrtspiste zum Namatjira Drive gebracht habe.
Ich versuche Energie zu sparen, indem ich das Rad nur rollen lasse, sobald die Straße etwas abfällt. Trotzdem macht sich die zu geringe Nahrungsaufnahme des Vortages und auch die aufkommende Hitze schnell bemerkbar.
Als ich um 10 Uhr nach 50km an der Ormiston Gorge ankomme, fühle ich mich schon etwas geschwächt. Etwas lustlos schaue ich mir die schöne Schlucht bis zum zweiten Wasserloch an. Dann kehre ich zurück und fahre weiter nach Glen Helen, wo die Asphaltstraße endet und sich wieder etwas Zivilisation in Form eines Restaurants, einer Tankstelle und Unterkunftsmöglichkeiten zeigt.
Zu dem Restaurant kann ich nicht nein sagen. Die Pommes bekomme ich aber kaum herunter, so bleibt es bei Fisch und Salat. Besser läuft es bei den Getränken: 2.4l kalte Milch- und isotonische Getränke trinke ich während meines Aufenthaltes. Die Schlucht schaue ich mir nicht mehr genauer an, stattdessen mache ich ein Nickerchen auf einer schattigen Wiese. Nachmittags beginnt dann die Rückfahrt und auch diese Nacht verbringe ich wieder am Ellery Creek Big Hole, diesmal allerdings im Zelt.
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Die einzigen Gäste neben mir sind eine deutsche Familie in ihrem Camper. Ihnen erzähle ich wohl zu viel von meinen Essensproblemen, denn als ich vom Bad im Wasserloch zurückkomme, serviert man mir einen großen Teller mit frisch belegten Broten. Ich bin den Beiden sehr dankbar und diesmal ist der Appetit da und ich esse alles auf. Frische Sachen schmecken einfach besser, wenn man den ganzen Tag in heißem Wetter unterwegs ist.
Mein Wecker klingelt mich um 4:30 Uhr aus dem Schlaf. Gemütlich frühstücke ich soviel wie möglich. Es ist ein gutes Gefühl um 6:15 in der noch frischen Luft das Erwachen dieser beeindruckend weiten Landschaft mitzuerleben. Ich fühle mich nicht wirklich fit, fahre aber doch sehr zügig. Mir ist wichtig, in Alice Springs anzukommen, bevor ich zu erschöpft sein werde. Und dazu gehört es auch, sich möglichst wenig Sonneneinstrahlung auszusetzen. Kilometer für Kilometer arbeite ich mich vorwärts und achte darauf, nicht zu schnell zu fahren, alle 15min Flüssigkeit zu mir zu nehmen und mindestens einmal pro Stunde eine längere Pause (5 bis 10min) zu machen und zu essen.
 | Als ich nach fast 50km wieder auf den Larapinta Drive biege, kommt ganz plötzlich ein starker Gegenwind auf. An der Abzweigung zur Standley Chasm ringe ich lange mit mir, ob ich einen 20km langen Umweg einlege, um mir frische Getränke zu besorgen oder lieber die letzten 40km nach Alice Springs sofort in Angriff nehmen soll. Da der Wind wieder etwas nachläßt, 40km eine durchaus überschaubare Strecke sind und ich mich durch die zunehmende Hitze bedroht fühle, fahre ich direkt nach Alice Springs.
Doch leider kommt es schlimmer als befürchtet: nach der Hälfte der Strecke schwinden meine Kräfte vollends, die Strecke, die mir 2 Tage zuvor noch so gut gefiel, wirkt jetzt eintönig, das Thermometer in der Lenkertasche zeigt 39°C. Keine Sitzgelegenheit, kein Schatten, die wenigen Farmgebäude weit weg von der Straße. Als ich gar nicht mehr weiter weiß, lasse ich das Rad an der Straße stehen, nehme Wasser und Essen mit und setze mich auf einige große Steine unter einen Strauch. Schlangen sehe ich keine und so kann ich abseits der Straße wenigstens der Sonne für einige Minuten entkommen.
Gegen 12:30Uhr und nach fast 100km erreiche ich dann wieder Alice Springs, lasse den Campingplatz links liegen und fahre direkt zum coles-Supermarkt. Dort kaufe ich mir viel frisches Zeug ein, Obst und auch mein Lieblingsgetränk auf dieser Tour: Iced-Coffee-Milk. Diesmal ist es ein 2l-Behälter, den ich gierig an Ort und Stelle leere. An meinen Magen denke ich in dem Moment nicht, nachdem ich 3 Tage lang von Erfrischungen nur träumen konnte.
Auf dem Campingplatz errichte ich wieder mein Lager, dusche und erhole mich langsam wieder. Ich lerne Anne und das Päärchen Silvia und Stefan kennen. Leider kann ich Anne nicht zu einer gemeinsamen Autotour in den Uluru N.P. überreden, so muß ich mir halt in den nächsten Tagen jemand anderen suchen zwecks gemeinsamer Ausleihe eines Mietwagens.
In der Todd Mall, so heißt die Fußgängerzone in Alice Springs, treffe ich auch die Familie, die mir am Vorabend mit ihrem Abendessen half und einen deutschen Radler, der die Strecke von Deutschland bis hierher radelnd in 17 Monaten zurückgelegt hat. Anne, Silvia, Stefan und ich besuchen abends ein Konzert im Melanka Backpacker, aber die dort von einer jungen Band vorgetragene Mischung aus Didgeridoo und moderner Musik gefällt uns nicht so besonders.
Am nächsten Morgen beginnt alles ganz normal, kurz nach dem Frühstück jedoch werde ich sehr müde und kann mich nur noch ins Zelt legen. Meine Augen jucken stark, aber die Medikamente gegen Allergien helfen nichts. Nach einer Stunde bin ich wieder auf den Beinen, doch auch diesmal dauert es nur 2h und ich muß mich wieder ins Zelt legen. Dieses ‚Spiel‘ wiederholt sich ein paarmal, ohne daß ich eine Erklärung dafür finde.
Um 15 Uhr mache ich mich dann auf den Weg ins Krankenhaus, da samstags nur dort Untersuchungen stattfinden. Es ist sehr voll dort, viele Aborigines warten, teilweise in alkoholisiertem Zustand auf eine Behandlung. Einige haben Verletzungen an den Füßen, sind sie doch fast immer ohne Schuhe in der Stadt unterwegs. Die Aborigines in den Städten geben ein jämmerliches Bild ab, die wenigsten gehen einer Arbeit nach. Sie bevölkern in Gruppen die Parkanlagen, unterhalten sich dort und trinken. Oftmals laufen ihre Unterhaltungen sehr laut ab, für mich hat das mehr etwas von gegenseitigem Anschreien.
Um nicht die ganze Wartezeit in dieser Umgebung verbringen zu müssen gehe ich zum nahegelegenen Backpacker Anni’s Place und esse dort zu Abend. Zurück im Krankenhaus muß ich vor der Untersuchung erstmal meine Kreditkarte zücken und viel Papierkram über mich ergehen lassen. Die Ärztin diagnostiziert allergische Reaktionen und verschreibt mir Vitamin-C Pillen und Augentropfen. Um 21:30 Uhr bin ich wieder auf dem Campingplatz. Da ich nachmittags ohne Probleme wach bleiben konnte, vermute ich, daß es sich bei den Aussetzern vielleicht eher um die Folgen einer körperlichen Überlastung oder des Trinkens des Wassers aus dem Wasserloch (hatte es aber immer gefiltert) gehandelt haben könnte.

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http://www.koczet.de Autor: Michael Koczet, Kuthsweg 47, 40231 Düsseldorf Kontakt: travelpix1@koczet.de
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P.Campbell N.P., Warrnam. |
Warrnam., Grampians N.P. |
Grampians N.P., Horsham |
West Macdonnell N.P. |
West Macdonnell N.P. |
Alice Springs, Uluru N.P. |
Uluru N.P., Watarrka N.P. |
Watarrka, West MacDonn. |
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Kangaroo Island |
Kangaroo Island |
Kangaroo Island, Adelaide |
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